Aufbau wirtschaftlicher Bürgerschaft durch finanzielle Bildung mit CFIEE

Der Begriff „wirtschaftliche Bürgerschaft” ist nicht gerade geläufig. Er geht nicht so leicht über die Lippen wie „Wähler” oder „Nachbar”. Aber wenn man darüber nachdenkt, haben Geld und der Umgang damit genauso viel mit der vollen Teilhabe an der Gesellschaft zu tun wie die Abgabe einer Stimme bei Wahlen oder die Teilnahme an einer Gemeinschaftsaktion zur Säuberung der Gemeinde. Wirtschaftliche Bürgerschaft bedeutet im einfachsten Sinne, seine Rechte und Pflichten in der Finanzwelt zu kennen und entsprechend zu handeln. Dazu gehört natürlich, Steuern pünktlich zu zahlen, aber auch zu wissen, wie man unfaire Gebühren hinterfragt, wie man für die Zukunft spart und wie man Entscheidungen trifft, die über den eigenen Tellerrand hinausgehen.

CFIEE – der Internationale Rat für Wirtschaftspädagogik – macht diesen Zusammenhang seit Jahren deutlich. Seine Grundüberzeugung ist, dass Wirtschaftspädagogik Menschen nicht nur zu besseren Haushaltsplanern macht, sondern sie auch zu aktiveren Bürgern. Man kann es so sehen: Wenn Menschen ihre persönlichen Finanzen verstehen, kaufen sie nicht nur klug ein, sondern wählen auch klug, unterstützen bessere Politik und ziehen Institutionen zur Rechenschaft. Wissen wird zu einer Form der Teilhabe.

Der Ausgangspunkt für diese Art von Bürgerschaft ist Selbstvertrauen. Viele Menschen – insbesondere junge Menschen – sind unsicher, wenn es um den Umgang mit Geld geht. Einige vermeiden es ganz, überlassen die Entscheidungen anderen oder verschulden sich, ohne zu merken, wie schnell sich die Schulden anhäufen können. Der CFIEE geht diese Angst direkt an. In Jugendtrainingsprogrammen verzichtet er auf Fachjargon und vermittelt Konzepte wie Sparen, Zinsen und Budgetplanung auf eine Weise, die sowohl praktisch als auch befähigend ist.

Ein gutes Beispiel dafür ist einer ihrer Workshops für Oberschüler. Die Schüler wurden gebeten, ein Gemeinschaftsprojekt mit einem festgelegten Budget zu planen. Der Haken daran? Sie mussten Kosten, Spendensammlungen und sogar eine kleine „Steuer” berücksichtigen, um reale Bedingungen zu simulieren. Was als lustige Übung begann, wurde schnell zu einer Lektion in Prioritäten, Verhandlungen und Kompromissen. Am Ende dachten die Schüler nicht mehr wie Kinder, die einen Jahrmarkt planen, sondern wie Bürger, die öffentliche Bedürfnisse mit begrenzten Ressourcen in Einklang bringen.

Bei wirtschaftlicher Bürgerschaft geht es auch um Verantwortung. CFIEE betont, dass finanzielle Entscheidungen selten isoliert getroffen werden. Wenn eine Familie mehr spart, spürt das die lokale Wirtschaft. Wenn eine Gemeinde räuberische Kredite vermeidet, schützt diese Widerstandsfähigkeit alle. Junge Lernende beginnen, sich als Teil eines größeren finanziellen Ökosystems zu sehen – eines, in dem ihre Entscheidungen nicht nur für ihre eigene Zukunft, sondern auch für die ihrer Nachbarn von Bedeutung sind. Diese Erkenntnis kann transformativ sein.

Die Organisation beschränkt sich nicht nur auf den Unterricht. Oft werden auch Eltern, Lehrer und lokale Führungskräfte einbezogen, wodurch eine Art Welleneffekt entsteht. Ein Teenager, der etwas über Zinseszinsen lernt, geht vielleicht nach Hause und ermutigt seine Eltern, ein Sparkonto einzurichten. Ein Lehrer, der an einem CFIEE-Workshop teilnimmt, passt vielleicht seine Unterrichtsdiskussionen an, um alltägliche Wirtschaftsthemen wie die Berechnung der tatsächlichen Kosten von Ratenzahlungen einzubeziehen. Langsam, Stück für Stück, beginnt sich eine Kultur des Finanzbewusstseins zu entwickeln.

Ein Trainer hat es kürzlich in einer Sitzung treffend formuliert: „Man kann kein engagierter Bürger sein, wenn Geld immer wie ein Rätsel erscheint.“ Das erinnert daran, dass Staatsbürgerschaft nicht nur mit gesetzlichen Rechten zu tun hat, sondern auch mit der Fähigkeit, sich sicher in Systemen – einschließlich finanzieller Systeme – zurechtzufinden.

Und die Auswirkungen sind messbar. An Orten, an denen CFIEE Jugendtrainingsprogramme durchgeführt hat, berichten Lehrer von einem stärkeren Engagement im Unterricht. Eltern haben bemerkt, dass ihre Kinder zu Hause scharfsinnigere Fragen zum Thema Geld stellen und manchmal sogar die Ausgabegewohnheiten der Familie hinterfragen. In einer Gemeinde gründeten Schüler nach der Teilnahme an einem Workshop einen Sparclub, in dem sie kleine Beiträge sammelten und gemeinsam über die Verwendung der Gelder entschieden. Dabei ging es nicht nur ums Sparen, sondern auch um Vertrauen, Governance und gemeinsame Verantwortung – also um die wesentlichen Elemente der Staatsbürgerschaft.

Bemerkenswert ist, wie diese kleinen Samen des Wissens zu bürgerschaftlichem Engagement heranwachsen können. Ein junger Mensch, der etwas über Budgetplanung lernt, könnte sich später dafür einsetzen, dass Finanzwissen Teil des Lehrplans wird. Ein anderer könnte, nachdem er verstanden hat, wie Zinsen funktionieren, hochverzinsliche Zahltagdarlehen vermeiden und stattdessen kommunale Kreditgenossenschaften unterstützen. Wissen führt zu Handlungsfähigkeit, und Handlungsfähigkeit führt zu Beteiligung.

Natürlich ist der Weg dorthin nicht perfekt. Nicht jeder Lernende ändert sofort seine Gewohnheiten, und es gibt Rückschläge. Einige haben immer noch mit Schulden oder impulsiven Ausgaben zu kämpfen, genau wie alle anderen auch. Aber es geht nicht um Perfektion. Es geht um Bewusstsein – darum, die Werkzeuge zu haben, um Fehler zu erkennen, sich davon zu erholen und weiter voranzukommen.

Deshalb versteht CFIEE finanzielle Bildung nicht als einmaligen Workshop, sondern als lebenslangen Prozess. Genauso wie Staatsbürgerschaft nicht mit einer einmaligen Stimmabgabe endet, erfordert auch wirtschaftliche Staatsbürgerschaft kontinuierliche Praxis. Die Alumni-Netzwerke, das Peer-Mentoring und die Folgesitzungen helfen den Lernenden, engagiert zu bleiben, und erinnern sie daran, dass finanzielle Bildung nie wirklich abgeschlossen ist.

Letztendlich geht es bei der Arbeit von CFIEE darum, die Art und Weise zu verändern, wie Menschen sich selbst sehen. Nicht nur als Verbraucher oder Lohnempfänger, sondern als Wirtschaftsbürger, die eine Rolle in ihrer Gemeinschaft spielen. Wenn jemand erkennt, dass seine finanziellen Entscheidungen Macht haben, beginnt er, diese Rolle zu übernehmen – selbstbewusster, verantwortungsbewusster und eher bereit, Veränderungen voranzutreiben.

In einer Welt, in der Finanzsysteme oft zu komplex oder gegen normale Menschen gerichtet erscheinen, ist diese Art der Bildung nicht nur nützlich, sondern unverzichtbar. Wirtschaftliche Bürgerschaft gibt Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit in einem Bereich, der sich sonst ausgrenzend anfühlen kann. Und CFIEE beweist mit seinen kreativen Programmen und seinem Fokus auf die Gemeinschaft, dass mit den richtigen Werkzeugen jeder diese Bürgerschaft für sich beanspruchen kann.

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